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Der Fall Guttenberg

Shootingstar, Lieblingspolitiker, neuer Typus - die Liste an Lobhudeleien und positiven Zuschreibungen ist lang. Eloquent und Charmant, Geradlinig und ehrlich, unbeugsam und aufrichtig. Attribute die jeder gerne auf sich vereinigt sähe, bei anderen aber gerade im Politikbetrieb misstrauisch machen. Kann jemand so sein? Gibt es ihn noch, diesen besonderen Typ von Politiker?

Offensichtlich sind die Kritiker aus dem Politikbetrieb anderer Auffassung.
Was bei genauerer Betrachtung ein übles Licht auf unsere Politiker wirft. Sie kennen sich aus in den Schaltzentralen der Macht und wissen aus eigener Anschauung was man tun muss um es so weit zu bringen. Übel das da einer ist, bei dem es dann doch so anders aussieht. Also was tun?

Während die Anhänger den Freiherren jubelnd bejahen, erstarren die mißtrauischen in katatonischer Starre. Und reflexhaft versucht man jede vermeintliche Schwäche in der Öffentlichkeit auszuschlachten. Doch der Freiherr zeigt sich unangreifbar. Jede Kritik perlt an ihm ab. Jeder Versuch ihn anzugreifen macht ihn stärker, schart seine Anhänger immer enger um ihn. Und umso verzeweiflter werden die Gegner, die Kritiker.

Und nun endlich eine Gelegenheit. Die Plagiatsvorwürfe. Der Beweis: Der Freiherr war so frei sich so zu geben wie er nicht ist.
Ehrlich - Nein!
Aufrichtig - auch nicht.
Ein Blender - Ja!

Guttenberg ist Thema. Nicht erst seit dem Auftauchen der Plagiatsvorwürfe. Er steht in der Öffentlichkeit und im Zentrum der Berichterstattung wie kaum ein anderer deutscher Politiker. Und er selbst stellt sich genau dort hin, wie sein Besuch in Afghanistan in Begleitung seiner Frau eindrücklich beweist.

Auf dieser Klaviatur versteht es der Verteidígungsminister vorzüglich zu spielen. Seine Karriere ein einziges, wohl nuanciertes Konzert. Doch das Stück wurde zu lang. Die Konzentration lässt nach und er hat es nicht gemerkt. Der Pianist hat sich verspielt. In die überirdisch schöne Musik schlichen sich die ersten Mißtöne. Souverän spielte er darüber hinweg, aber die Harmonie war gestört. Doch der Profi spielte weiter, denn die Zuhörer waren im Saal und voller Erwartung. Virtuos flogen die Finger über die Tasten, aber immer häufiger verspielt er sich. Die Fans halten es für eine gelungene Interpretation des Stückes, die anderen werden immer hellhöriger. Jemand steht auf und schaut auf das Notenblatt. Was er dort sieht, ist nicht das was der Minister spielt. Es ist ein anderes Stück. Der Zuhörer fühlt sich getäuscht, verlässt empört den Saal. Einige folgen ihm, andere bleiben sitzen.

Das Konzert ist noch nicht zu Ende. Aber das Klavier ist verstimmt. Ich mag nicht mehr zuhören, es tut mir in den Ohren weh. Aufhören! Denke ich. Aber er spielt weiter.

Da verlasse ich den Saal.



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