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Die zersetzende Kraft des Kompromisses

Unsere Welt wandelt sich schnell und grundlegend. Das war - so glaube ich - aber zu jedem Zeitpunkt unserer Geschichte aus der jeweiligen Perspektibe betrachtet schon immer so. Menschen sind einfallsreich und erfindungsreich und haben daher auch ein Bedürfnis nach Veränderung im Sinne von Erleichterung in sich. Und diese vom Menschen gemachten Veränderungen bringen in der Folge auch Herausforderungen mit sich. Der große Unterschied ist der, das die Welt eines jeden menschen viel kleiner war und auf das direkte Umfeld beschränkt. Das hat sich seit der Erfindung der Massenmedien geändert und hat heute in den Zeiten des Internets seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden.
Ich bin überzeugt davon, dass Menschen schnell lernen und ihre Verhalten grundsätzlich auch schnell an Veränderungen anpassen können. Ich weiß aber auch, das, wenn man an Gemeinschaften und Gesellschaften denkt die Schnelligkeit des Individuums hinter die Komplexität der Zusammenhänge zurücktritt. Und das es bei gemeinschaftlichen Entscheidungen so viele denkbare Verhaltens- und Verhandlungsmöglichkeiten gibt, dass am Ende im Regelfall nur der Kompromiss bleibt, um sich überhaupt zu bewegen und als Gemeinschaft zu einer Entscheidung zu kommen. 

Das gute an Kompromissen? Es tut sich was, es werden Entscheidungen gefällt und es geht etwas voran. Ohne den Kompromiss würden Gemeinschaften und Gesellschaften keine Entwicklung haben.


Das Schlechte an Kompromissen? Sie haben nie eine eindeutige, klare Linie. Und es gibt nie den einen klaren und eindeutigen Grund oder Verantwortlichen dem man die Wirkungen eines Kompromisses zuordnen kann. In Ihrer Wirkung, besonders wenn sich eine Mehrheit als Verlierer oder unzufrieden zeigen sollte, sind Kompromisse diffus und nehmen alle Beteiligten in Haftung. Das kann durchaus schädlich sein - und ich glaube es ist das was wir heute erleben und was als Vertrauensverlust und Politikverdrossenheit in vielen Facetten schon beschrieben wurde.

Kompromisse - selbst gute Kompromisse - können, wenn sie zur Dauereinrichtung werden, mehr Schaden als Nutzen stiften - und das entgegen aller Logik und aller Fakten. Der institutionalisierte Dauerkompromiss der Großen Koalition  ist die Manifestation der eigenen Schwäche und der Schwäche des Partners keine Mehrheiten organisieren zu können. Die beiderseitigen Eingeständnisse potenzieren sich und sind am Ende des Tages das was übrig bleibt, denn in der organisierten Mehrheit grundsätzlich verschiedener Lager ist nun ein jeder Teilnehmer der, der Abstriche machen muss, der in gewisser Weise "verloren" hat.
Wir sehen, hören und besprechen in den zusammengezwungenen gegensätzlichen Lagern jeweils nur noch das, was nicht erreicht wurde und eine tiefe, alles umfassende Enttäuschung frisst sich in die Beteiligten und die Adressaten einer solchen Politik. Kompromisse als Dauerzustand tragen diese zersetzende Kraft in sich und eine Große Koalition in Dauerschleife macht aus dieser zersetzenden Kraft den steten Tropfen. Ob sie es will oder nicht ist die Große Koalition, deren Basis ja bereits ein Kompromiss in Form eines Koalitionsvertrages ist ein Schaden der politischen Landschaft per se.

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