Ruhig Blut
Es sind unruhige Zeiten in einem Deutschland, in dem die poltitsche Stimmung so schlecht ist, wie ich persönlich es bisher noch nicht erlebt habe. Die Vorkommnisse mit den brüllenden und grölenden Horden in Dresden am vergangenen Tag der Deutschen Einheit sind ein Ausdruck davon.
Die Presse ergeht sich wieder einmal in Schnappatmung darüber und die Politik ergeht sich in Vorschlägen von Verachtung bis hin zu der Idee, die AfD in Koaltionen einzubinden. Als Mensch , der intensiv Nachrichten liest, hört und sieht, als politisch interessierter Mensch kann es einem da schnell schwindlig werden.
Gott sei Dank bin ich etwas ruhiger geworden. atme, wie im Fall von Dresden, erst einmal kurz durch und vermeide es, meinen spontanen Gedankenregungen Ausdruck zu verleihen.
Ich habe gelernt, etwas geduldiger zu sein und nicht jedes mal sofort die erste spontane Meinung zu äußern. Ruhig bleiben und durchatmen. Nachdenken und Weiterdenken. Das würde ich mir insgesamt häufiger wünschen. Für mich, aber auch für alle anderen.
Ich glaube nämlich, dieses reflexhafte um sich Beissen füttert nur die Trolle. Denn bevor noch die Gedanken zu Ende gedacht sind, bevor noch die richtigen und wahren Argumente sich gefunden haben, bahnen sich schon Worte den Weg. Reflexhafte Worte, die nicht allzu oft nur generische Mahnungen oder gar Beschimpfungen sind. Oberflächlich und ungenau befeuern sie genau das, was sie eigentlich bekämpfen wollen. Das sie aufklären wollen.
Bezogen auf die AfD bedeutet das für mich:
Lasst sie reden, lasst sie sich selbst demontieren und sich selbst entlarven. Geht nicht immer sofort auf sie ein, schenkt ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit als notwendig. Argumentiert ruhig und sachlich. Macht keine Vorwürfe, wo ihr nur den Anhängern einmal mehr Grund gebt, sich verfolgt zu fühlen. Gebt Ihnen aber auch keine Aufmerksamkeit im Sinne von "Sorgen ernst nehmen".
Nicht die Sorgen der AfD und ihrer Anhänger müssen ernst genommen werden. Ernst genommen werden muss allerdings die Frage, wer macht da Politik. Wer bestimmt die Geschicke, und geht es im Kern wirklich immer darum, dass es den Menschen besser geht? Auf einen Nenner gebracht - geht es noch um das Geminwesen? Geht es noch darum, die Welt stets ein wenig besser zu machen?
Oder ist Politik nur noch ein getrieben Sein. Ein ohnmächtiges hinterherhecheln hinter vermeintlichen Sachzwängen?
Wer den Glauben an die eigene Gestaltungskraft und Tatkraft aufgibt, hat verloren.
Wer seine Leitsterne und seine Vision einer anderen Welt nicht mehr kennt, hat verloren.
Und wer verloren hat, räumt das Feld für andere. Das sollte nicht geschehen. Aber - ruhig Blut.
So schwarz sieht die Welt gar nicht aus, auch wenn man es an manchen Tagen glauben mag.
Durchatmen und weitermachen - mit dem, was die Welt besser machen könnte.
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