Schick es grün
Es ist ein Paukenschlag, den offensichtlich bisher niemand so richtig gehört hat. Den Eindruck vermittelte mir zumindest die emotionslose Art und Weise in der die Meldung heute durch verschiedene Medien geisterte.
Wo war der Aufschrei? Wo der Protest?
Aber erst einmal der Reihe nach.
Die Regierung hat den Mindestlohn für den Post/ Briefsektor quasi beschlossen. Eine gute Sache, so denke ich nun einmal. Denn wer arbeitet, soll davon auch leben können. Etwas anderes ist in meinen Augen schlicht und ergreifend nicht akzeptabel, noch nicht einmal diskutabel!
Es gab Widerstände gegen diesen Beschluss, unter anderem aus Reihen der CDU. Wen wunderts?
Es gab aber vor Allem Bedenken (bzw. unverholene Drohungen) seitens der Unternehmen die als private Dienstleister den "lukrativen" Markt der Briefzustellung für sich erschließen wollen. Das diese Unternehmen es gegen die Post schwer haben, aus den unterschiedlichsten Gründen, will ich auch gar nicht bestreiten. Schließlich ist die Post als ehemaliges Staatsunternehmen mit einem gehörigen Vorsprung an "kostenloser" Infrastruktur an den freien Markt geschickt worden. Nicht zu reden von immer noch andauernder staatlicher Protektion.
Nun - wie gesagt, der Mindestlohn war eine schwierige Geburt, aber nun soll er kommen - und das zu Recht.
Heute hat dann die PIN AG bekannt gegeben 1000! Stellen streichen zu wollen, die dem staatlich Verordnetem Mindestlohn zum Opfer fallen. Betroffen seien vor Allem Jobs von ehemaligen Langzeitarbeitslosen und geringqualifizierten Beschäftigten. Gerade eben noch in der Tagesschau sprach ein Vertreter der PIN AG von Wettbewerbsverzerrung durch den Mindestlohn!
Wettbewerbsverzerrung?
Durch einen Mindestlohn der alle Anbieter betrifft?
Da bin ich gespannt auf die vielen Phnatasievollen Bemühungen den Mindestlohn als Wettbewerbsverzerrung darzustellen.
Ist es nicht eher so, das die PIN AG sich auf dem Rücken billiger Arbeitskräfte in einen Markt hineinzubringen versucht, ohne große Risiken einzugehen?
Wenn der Mindestlohn kommt, muß man dann nicht mehr Kapital einbringen und ein höheres Risiko eingehen um in dem neuen Markt Fuß zu fassen?
Ist es dann die richtige und verantwortungsvolle Vorgehensweise, die "Brocken hinzuwerfen", in dem man tausend Leute entlässt?
Und last, but not least:
Wer ist denn überhaupt diese PIN AG?
Diese Frage lässt sich durch einen Besuch der entsprechenden Internetpräsenz leicht beantworten:
In der PIN Group haben drei der größten Verlagsgruppen Deutschlands, Axel Springer, Georg von Holtzbrinck und die WAZ-Mediengruppe, gemeinsam mit der Luxemburger Beteiligungsgesellschaft Rosalia Kompetenz und Kapital zu Dienstleistungen rund um das Thema „Brief“ zusammengeführt, um den Markt nach dem Ende des Postmonopols mit der Marke PIN Mail anzuführen.
PIN profitiert dabei vom Können und der Erfahrung ihrer Partner im Bereich der Zustellung. Sie sorgen durch ihre Arbeit dafür, dass unser Unternehmen Tag für Tag und Brief für Brief ein Stück wächst. Schon jetzt gehören wir zur Spitzengruppe der Briefdienstleister und bauen diese Position stetig aus. Gemeinsam mit Ihnen. Wir laden Sie ein, uns auf unserem Wachstumskurs zu begleiten. Als Kunde oder als Partner.Quelle: PIN AG
Aha! Medienunternehmen! Zeitungen!!!
Ein Schelm der Böses dabei denkt und die hervorragende Infrastruktur, die so angepriesen wird, darauf zurückführt, das man bereits ein Verteilernetz in Form der Zeitungszustellung besitzt. Daran ist auch nichts verwerfliches auszumachen, im Gegenteil. Die betroffenen Unternehmen würden geradezu fahrlässig handeln, würden sie die sich neu bietende Chance nicht wahrnehmen wollen.
Man möchte die Chance wahrnehmen. Man möchte aber keine Gehälter zahlen, wie die Konkurrenz. Man möchte billiger sein um eine Chance auf dem Markt zu haben. Man möchte billiger sein, indem man es die Mitarbeiter bezahlen lässt. Und man möchte dennoch in der Bild-Zeitung der Anwalt des kleinen Mannes bleiben?
Mich würde interessieren ob es morgen folgende BILD-Schlagzeile geben könnte:
PIN AG bringt uns um den Mindestlohn!
PIN AG droht und die Kanzlerin wackelt!
Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich bin empört. Ein Unternehmen wie die PIN AG hat nicht umsonst Ihren Sitz im "Ländchen", nimmt aber massiven Einfluss auf bevorstehende politische Entscheidungen und das in mehrfacher Hinsicht auf dem Rücken "des kleinen Mannes (Briefträgers)".
Ich schick nix grün! Ganz sicher nicht! Eher schick ich die zur Hölle.
P.S.: Ihr wisst schon, woher ihr die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck kennt - oder?
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